Vergeßt Sumer!

Die falsche Behandlung der Tonschrifttafeln und die Erfindung der Keile für die Keilschrift.

von
Erhard Landmann

Vor einigen Jahren erhielt ich einen Brief von einem empörten Herrn, dem ich geschrieben hatte, daß es nie eine sumerische, assyrische und babylonische Kultur gegeben hat und der mich völlig missverstanden hatte. "Wollen Sie etwa behaupten", schrieb der Herr, "daß es die vielen Bauten und die zehntausende Tonschrifttafeln nicht gegeben hat?". Natürlich wollte ich nicht behaupten, daß es im Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris keine alten Bauten gibt oder keine Schrifttafeln gefunden wurden und werden. Ich wollte nur sagen, daß die dortigen Kulturen nicht sumerisch und babylonisch hießen, daß es nie sumerische und assyrische Sprache gab und daß die Schrifttafeln total falsch gelesen werden, beziehungsweise überhaupt nicht gelesen werden, daß alles, was man uns von diesen Kulturen erzählt, blühende Phantasie ist.

Schon 1948 hat Alice Kober richtig festgestellt, daß die Entzifferung einer unbekannten Schrift in einer unbekannten Sprache unmöglich ist. Als ich einen jener Archäologen, die selbst von sich behaupten, "Entzifferer" zu sein, in einem Gespräch darauf hinwies, daß man eine unbekannte Schrift in unbekannter Sprache gar nicht entziffern kann, gab dieser das zu meiner Überraschung sogar zu, sagte aber, daß man ja andere, verwandte Sprachen habe, die man entziffert habe, und auf meinen Hinweis, daß es sich bei den anderen "verwandten, entzifferten" Sprachen ja um das gleiche Problem handele, daß es unmöglich ist, nämlich eine unbekannte Schrift in einer unbekannten Sprache zu entziffern, verwies er auf eine dritte, vierte "entzifferte Sprach". So einfach, so unlogisch ist dies also für diese Herren. Wenn es also unmöglich ist, eine unbekannte Schrift in einer unbekannten Sprache zu entziffern, braucht man also nur eine zweite, dritte, vierte unbekannte Schrift in unbekannter Sprache zu nehmen, die man "entziffert" hat (was ja leider unmöglich ist) und schon läuft die Sache rund. Genug Dumme, die einem alles glauben, gibt es ja auf dieser Welt, in der Politik genauso wie in den Pseudowissenschaften.

Als vor einigen Jahren in den Vorträgen zu meinem Buch "Weltbilderschütterung", einige Leute hartnäckig bestritten, daß es unmöglich ist, eine unbekannte Schrift in einer unbekannten Sprache zu entziffern (und die Hartnäckigsten sind sowieso immer diejenigen, die sich am wenigsten mit der Sache befaßt haben, die nicht wissen sondern nur glauben) machte ich das Folgende: Ich schrieb einige japanische Sätze in Kanji-Schriftzeichen auf eine Schautafel, bat die Zuhörer, sie sich in Ruhe anzusehen und mir dann zu sagen, ob es sich 1. um japanische oder chinesische Sätze handelt, 2. wie die Sätze wohl lauten würden und 3. was die Sätze wohl bedeuten würden. (die Mehrdeutigkeit und Mehrlautigkeit der Kanji-Zeichen, manchmal dreifach, vierfach, ja sogar noch mehrfach, erwähnte ich gar nicht erst.). Obwohl es sich also gar nicht um eine unbekannte Schrift und Sprache handelte, sie war nur den Zuhörern unbekannt, war keiner in der Lage, auch nur im Ansatz etwas zu vermuten. Danach war es still im Vortragssaal, denn selbst die hartnäckigsten Widersprecher hatten das Problem erkannt. Sie können übrigens selbst diesen Test zu Hause machen, wenn sie nicht Japanisch oder Chinesisch sprechen. Die Schriftzeichen können Sie ja heute überall finden.

Die Herren "Keilschriftexperten" und "Sumerexperten" werden sich also auch gar nicht von mir aus der Ruhe bringen lassen. Eher werden da schon die vielen Sitchin und Co.- Anhänger empört aufschreien, die zwar selbst behaupten, daß mit den Übersetzungen der Keilschrift vieles nicht in Ordnung ist, die aber dann den Unsinn übernehmen und nur neu interpretieren. Aber wenn ich Unsinn übernehme und nur neu interpretiere, dann wird aus Unsinn Unsinn zum Quadrat. Schauen Sie sich also bitte die Abbildungen an, die hier beigefügt sind. Das schöne ist, daß diese Abbildungen nicht von mir stammen, sondern aus einem Buch über die Behandlung (Präparation) von Tonschrifttafeln von den Leuten, die diese Behandlung durchführen. Die Tontafeln werden ungebrannt und verschmutzt im Erdboden gefunden, mit Salzen und anderen Stoffen verkrustet und werden dann abgewaschen und abgebürstet. Dabei platzt schon mal der eine oder andere Schriftteil ab. Abbildung 1 zeigt die gleichen Schrifttafeln, oben vor der Behandlung und darunter nach der Behandlung. An den großen freien Flächen auf den Tafeln nach der Behandlung erkennen Sie schon mal, daß da einiges verloren ging. Danach werden die Tafeln vollständig (vollständig !!!) mit einer Plaste zugeschmiert. Dies zeigen Abbildung 2a, 2b, 2c. Dann brennt man die Tafeln und kratzt die Tafeln wieder frei, wie Abbildung 3 zeigt. Abbildung 4 zeigt eine teilweise freigekratzte Ta-fel, auf der (bitte schauen Sie ganz genau hin) kein einziger "Keil" zu sehen ist, jedenfalls kein solcher Keil, wie Sie ihn auf Abbildung 5 sehen. Von den freigekratzten Tafeln fertigt man nämlich eine Spiegelbild"kopie" an, so wie sie die Abbildung 5 zeigt und diese Spiegelbildkopien, die plötzlich wundersame Keile zeigen, dienen den "Wissenschaftlern", den "Entzifferern" zum Lesen. (Die Abbildung 5 mußte ich aus einem anderen Buch entnehmen, da im ersten Buch nicht die Endprodukte in Keilform abgebildet wurden). Sie können zehntausende Tontafeln betrachten, Sie werden keinen Keil finden. In den Büchern jedoch, mit denen "gelesen" wird, finden Sie nur Keile, wie in Abbildung 5.

Hat man erst einmal die selbstgeschaffenen Keile zu einer Schrift erklärt, kann man mit diesem System alles machen.( Das ist genauso, wie bei dem sogenannten Mayakalender, wo man irgendwelche Hieroglyphen, die man nicht lesen kann, einfach zu "Kalenderglyphen" erklärt hat und danach immer mehr und schon ist das System ein Selbstläufer.) Danach erfindet man zum "Schriftsystem" entsprechende Sprachen, die es nie gegeben hat: Sumerisch, Assyrisch, Hethittisch usw. (Sie dürfen übrigens mitbieten, wenn Sie noch ein berühmter Zeitgenosse werden wollen. Wie wär’s mit Urukitisch in der Stadt U-ruk oder Babelbräisch oder so?). Es ist ja nicht so, daß mit der Erfindung der sumerischen, assyrischen, hethittischen Sprache durch deren Erfinder, die Sprachen nun vollkommen waren, nein, über Jahrzehnte und Jahrhunderte haben irgendwelche Studenten der entsprechenden "Kulturen" neue Wörter und Sätze dazuerfunden und, wenn sie sich im Streit der "Experten" untereinander irgendwie durchsetzen konnten, ihren Doktor- oder Professorentitel damit "verdient".

Nehmen wir mal zum Beispiel den bei Sitchinhörigen so beliebten Planeten "Nibiru". Ich weiß nicht, ob es vielleicht tatsächlich einen Planeten gibt, der die diesem "Planeten" zugeschriebenen Eigenschaften und die zugeschriebene Planetenbahn hat. Dies festzustellen, wäre Aufgabe unserer Astronomen, wobei ich mir im Klaren darüber bin, daß unsere Astronomen uns längst nicht alles weiterberichten, was sie wissen und sehen. Aber zwei Dinge sind sicher: wenn es einen solchen Planeten geben sollte, steht davon auf keiner Tonschrifttafel ("Keil"schrifttafel) das geringste Wort davon und mit Sicherheit hieß er nicht "Nibiru". Auch der Schwachsinn von den "Anunaki" (vom "nackten Ahn"?) ist leider, leider, nicht auszurotten. Dabei ist die tatsächliche Wahrheit über die alten Kulturen für das Überleben dieser Menschheit viel wichtiger als zum Beispiel eine Klimawandelhysterie, die in schwachsinniger Weise alles auf den einen Punkt C02 bringt und die eigentlichen Ursachen, wie Überbevölkerung und multikulturlose Völkerwanderungen und viele ideologisch unterstützte Ursachen, verleugnet.

Adee also Marduk und Gilgamesch, adee Enkin und Enuma Elish, adee Anunaki und Ninurta, adee Nibiru und phantastischer Unsinn in der 5. und 6. Potenz, adee auch Erzvater Abraham. Vergeßt Sumer! Vergeßt Assur, Babylon und Chaldea! Aber vergeßt nicht den "Ass aus dem Ur im Weltraum", vergeßt nicht den am Himmel hineilenden Bab, den "Bab ylon", vergeßt nicht die kalte Ea, die "kalte Galaxie Ur im Weltall" von der unsere Ahnen kamen.


Abbildung 1


Abbildung 2


Abbildung 3


Abbildung 4


Abbildung 5

Dokument in pdf